Stimmen hören kann auf eine schwerwiegende Erkrankung der Psyche oder des Gehirns deuten. Personen, die bereits einmal oder vermehrt Stimmen gehört haben, sollten in erster Linie Ruhe bewahren und einen Facharzt aufsuchen.
„Charakteristisch für eine Psychose ist, dass Betroffene in unterschiedlichem Ausmaß den Bezug zur Realität verlieren und Dinge wahrnehmen, die in Wahrheit nicht vorhanden sind“, berichtet Prof. Peter Falkai von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. „Das können dann Stimmen sein, die Befehle geben oder Situationen kommentieren, aber auch unangenehme Gerüche, Lichtblitze sowie eine veränderte Farbwahrnehmung.“
Psychose entwickelt sich schleichend
Bereits junge Erwachsene können eine Psychose entwickeln. Frühe Anzeichen sind Beeinträchtigungen der Stimmung, des Antriebs sowie kognitive und kommunikative Schwierigkeiten. „Oft ist es ein schleichender Prozess, bei dem sich das Erleben langsam verändert und parallel weitere Symptome auftreten“, erklärt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. „So können beispielsweise wiederholt die Gedanken chaotisch durcheinandergeraten oder auch von Nebensächlichem unterbrochen werden. Auch erleben Betroffene ihre Umgebung zunehmend als unwirklich oder haben das Gefühl, nur noch neben sich zu stehen.“ Bei Betagten können die Stimmen auf eine Demenz-Erkrankung hinweisen.
Stimmen hören möglichst früh abklären
Die Stimmen können vom Kopf oder von anderen Körperteilen wie den Ohren ausgehen. Nicht immer liegt ihnen eine organische oder psychische Erkrankung zugrunde. „Werden die Stimmen als tyrannisierend empfunden oder fühlt man sich in seiner Lebensführung eingeschränkt, kann psychotherapeutische Hilfe wichtig sein. Selbst wenn das Stimmenhören gar nicht oder nur unwesentlich beeinflusst werden kann, können sich Betroffene einen besseren, weniger belastenden Umgang damit aneignen“, rät Prof. Falkai. „Auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe kann eine gute Möglichkeit sein, das Phänomen leichter in sein Leben zu integrieren, denn dort erhält man Einblick in eine Vielzahl von Selbsthilfestrategien.“
Quellen: Neurologen und Psychiater im Netz
Albert R. Powers III, Megan S. Kelley and Philip R. Corlett; Varieties of Voice-Hearing: Psychics and the Psychosis Continuum; Schizophr Bull (2016) doi: 10.1093/schbul/sbw133
Bak, M., Myin-Germeys, I., Delespaul, P., Vollebergh, W., de Graaf R. & van Os, J. (2005). ‘Do different psychotic experiences differentially predict need for care in the general population?’ Comprehensive Psychiatry, 46, 192–199