Blähungen, Verstopfung, Bauchschmerzen und Durchfall – liegt die Ursache für diese Magen-Darm-Beschwerden im Dunkeln, handelt es sich womöglich um das Reizdarm-Syndrom. Wie Sie schnell und schonend (be)handeln.
Bis zu 20 Prozent aller Deutschen (vor allem Frauen) leiden unter funktionellen Darmbeschwerden – das sind Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen und veränderter Stuhlgang, die sich nicht auf organische Krankheitsursachen zurückführen lassen. Halten sie länger als drei Monate an und beeinträchtigen die Lebensqualität des Betroffenen, sprechen Mediziner vom Reizdarm-Syndrom. Leiden auch Sie an solchen Beschwerden, besteht jedoch kein Grund zur Verzweiflung: Im Normalfall können Sie die Beschwerden in Eigenregie behandeln.
Hinweis: Kommt es zu ernsteren Begleiterscheinungen wie Fieber, ungewolltem Gewichtsverlust oder Blut im Stuhl, suchen Sie zeitnah einen Arzt auf.
Behandlung der Blähungen und Bauchschmerzen bei Reizdarm
Blähungen und Schmerzen im Unterleib sind nicht nur körperlich unangenehm, die Sorge vor übelriechenden „Winden“ kann auch das Sozialleben beeinträchtigen. Abhilfe schaffen Pflanzenextrakte wie Pfefferminze, Kümmel oder Kamille: Sie wirken spasmolytisch (krampflösend) und entblähend. Anwenden können Sie die Extrakte in Form von ätherischen Ölen. Beliebt ist daneben das Phytotherapeutikum Iberogast® mit bitterer Schleifenblume und acht weiteren Pflanzenextrakten.
Behandlung der Verstopfung bei Reizdarm
Studien weisen darauf hin, dass Quell- und Ballaststoffe gegen Verstopfung helfen können. Beachten Sie jedoch, dass nur lösliche Ballaststoffe, zum Beispiel Flohsamen oder Flohsamenschalen, bei entsprechend großer Flüssigkeitszufuhr wirken – unlösliche Ballaststoffe wie Kleie oder Leinsamen könnten die Symptome hingegen noch verschlimmern. Ist die Wirksamkeit der Ballaststoffe unzureichend, probieren Sie es mit Laxanzien (auch als Abführmittel bekannt). Besser verträglich sind einzelne Probiotika-Stämme, zum Beispiel Bifidobakterien, die besonders in Kombination mit Ballaststoffen Erfolg versprechen.
Behandlung des Durchfalls bei Reizdarm
Bei Durchfall helfen Ihnen ebenfalls Ballaststoffe. Flohsamen haben eine gute Wasserbindungskapazität und eignen sich daher für flüssige Stühle. Die Studienlage zu Probiotika ist zwar nicht eindeutig, aufgrund ihrer guten Verträglichkeit schadet ein Therapieversuch jedoch nicht. Zur kurzzeitigen Anwendung (maximal 2 Tage) hat sich der Arzneistoff Loperamid (Imodium® akut) bewährt: Er hemmt die Darmtätigkeit, wodurch Stuhlgang und Flüssigkeitsverlust vorübergehend zurückgehalten werden.
Langfristige Behandlungsoptionen bei Reizdarm
Während die genannten Therapien Ihnen nur vorübergehend Linderung verschaffen, gestaltet sich eine dauerhafte Verbesserung der Reizdarm-Beschwerden schwieriger. Die Zunahme des Syndroms in den letzten 30 Jahren sowie ihr Auftreten ausschließlich in westlichen Industrieländern legen nahe, dass wir es mit einer Zivilisationskrankheit zu tun haben. Das heißt: Eine Vermeidung von Stress, ungesundem Essverhalten, Bewegungsmangel und häufigem Antibiotika-Gebrauch könnte die funktionellen Magen-Darm-Beschwerden verringern. Daneben wird der Einfluss der Darmflora auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zunehmend erforscht – hier könnten sich in naher Zukunft also weitere Therapieansätze ergeben.
Tipp: Reizdarm-Patienten leiden häufiger als die Normalbevölkerung unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Führen Sie daher ein Ernährungstagebuch, in das sie eintragen, wann und besonders nach welchen Speisen Beschwerden auftreten bzw. welche Speisen Sie gut vertragen.
Quelle: DAZ 13/2017