Gelenkschmerzen schränken die Beweglichkeit und Lebensqualität von Patienten mit Arthrose ein. Pflanzliche Mittel können die schulmedizinische Therapie unterstützen und Schmerzen lindern.
Tragen von Umzugskisten, Springen beim Sport oder erhöhtes Körpergewicht – unsere Gelenke ermöglichen uns nicht nur eine uneingeschränkte Mobilität, sondern halten im Laufe des Lebens auch eine Menge aus. Bei vielen Menschen macht sich dies im Alter in Form von Gelenkverschleiß oder Gelenkabnutzung bemerkbar: Die Knorpelschicht auf den Knochenenden ist so abgenutzt, dass die Knochen aufeinander reiben. Der Körper schafft es nicht mehr, den Knorpelabrieb in dem Maße zu reparieren, wie es nötig ist. Patienten mit Arthrose spüren dies durch Gelenkschmerzen – anfangs nur am Beginn von Bewegungen, in fortgeschrittenen Stadien beinahe ohne Unterbrechung. Das aneinander Reiben der Knochenenden schädigt im Krankheitsverlauf auch die Knochen selbst. Außerdem kann abgeriebenes Knorpelmaterial eine Entzündung auslösen, wenn es in den Gelenkspalt gelangt. Das Gelenk schwillt an und wird warm. Mediziner sprechen dann von einer aktivierten Arthrose. Von diesen sogenannten degenerativen Gelenkerkrankungen betroffen sind vor allem Gelenke in Schulter, Knie, Hüfte und Fuß.
Pflanzliche Mittel unterstützen vielfältige Behandlung
Es gibt keine Möglichkeiten, die Schäden am Knorpel- und Knochengewebe zu beheben und den Zerstörungsprozess aufzuhalten, auch nicht mit Medikamenten. Eine schulmedizinische Therapie zielt vor allem darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit der Gelenke so lange wie möglich zu erhalten. Zur Behandlung gehören deshalb nicht nur das Einnehmen von Medikamenten, sondern auch gelenkschonendes Bewegen wie Radfahren oder Aquagymnastik. Patienten mit Übergewicht müssen die Gelenke durch das Reduzieren des Gewichts entlasten. Die Pharmazeutin Birgit Scherzer gibt in der PTA-heute Tipps, wie Betroffene ihre schulmedizinische Therapie von leichten bis mittelschweren Gelenkbeschwerden mit pflanzlichen Mitteln unterstützen. Starke Beschwerden sollten Sie am besten von ihrem Arzt abklären lassen.
Teufelskralle bei degenerativen Gelenkerkrankungen
Zur unterstützenden Behandlung von Verschleiß- und überlastungsbedingten Gelenkerkrankungen empfiehlt Ihnen die Apothekerin pflanzliche Mittel mit dem Wirkstoff aus der afrikanischen Pflanze Harpagophytum procumbens (Teufelskralle). Der Wirkstoff wirkt schmerzlindernd, abschwellend und entzündungshemmend. Wählen Sie am besten ein Trockenextrakt aus der ethanolischen Wurzel der Teufelskralle zu je 480 mg – etwa Teufelskralle-ratiopharm® oder Teltonal®. Nehmen Sie davon zweimal täglich eine Tablette. Schauen Sie, wie Sie auf das Mittel ansprechen und ob Sie es vertragen. Grundsätzlich gibt es keine zeitliche Beschränkung. Als Nebenwirkungen sind Magenbeschwerden bekannt.
Beinwellwurzelextrakt zur lokalen Anwendung
Beinwellwurzelextrakt ist ein beliebtes Mittel bei Schmerzen und Schwellungen im Rahmen von Kniegelenksarthrosen. Der Wirkstoff der Pflanze Symphytum officinale wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und abschwellend. Als Präparat empfiehlt die Pharmazeutin Kytta® Schmerzsalbe. Die Anwendung richtet sich nach Größe der zu behandelnden Körperstelle und Ausprägung der Schmerzen. Falls Ihr Arzt nichts anderes verordnet hat, tragen Sie 2- bis 4-mal täglich ca. 1,2–6 g (also einen Salbenstrang von 4–18 cm) auf die betroffene Körperstelle auf. Achten Sie darauf, dass die Salbe ausschließlich mit intakter Haut in Berührung kommt. Anschließend massieren Sie die Salbe sanft ein. Bei stärkeren Beschwerden können Sie einen Salbenverband anlegen. Tragen Sie hierfür einmal täglich 10–20 g Salbe auf die Haut auf und decken Sie die Körperstelle mit Verbandsmaterial ab. Wenn Sie die Salbe gut vertragen, können Sie sie bis zum Abklingen der Beschwerden anwenden. Diese Salbe ist bereits für Kinder ab drei Jahren geeignet.
Wärmende Salben und Pflaster
Wärme hat eine heilende Wirkung. Sie erweitert die Blutgefäße, sodass das Blut schneller fließt und somit mehr Nährstoffe für den Heilungsprozess in die Zellen gelangen. Der Wirkstoff des Cayenne-Pfeffers Capsaicin erzeugt eine derartige Wirkung. Gleichzeitig hat er schmerzlindernde Eigenschaften. Zur Minderung der Gelenksschmerzen können Sie daher auf Salben und Pflaster mit Cayenne-Pfeffer zurückgreifen. In der Apotheke stehen Präparate wie Finalgon CPD® Wärmecreme oder Capsamol®-Salbe zur Verfügung. Auch diese dürfen Sie nur auf intakter Haut auftragen. Reagieren Sie empfindlich oder allergisch auf Cayennepfeffer-Dickextrakt oder Capsicum-Zubereitungen (Paprikagewächse), erkundigen Sie sich bei Ihrem Apotheker nach Alternativen.
Vermeiden Sie die zusätzliche Zufuhr von Wärme auf die mit Capsaicin-Präparaten behandelten Stellen. Werden betroffene Hautpartien beispielsweise warmen Wasser oder der Sonne ausgesetzt, können sich Brennen oder Stechen verstärken. Dies gilt auch bei Wärme und Schwitzen aufgrund von körperlicher Aktivität.
Hinweis: Präparate mit Capsaicin reizen bereits in geringen Mengen die Schleimhäute und führen dort zu starkem Brennen. Achten Sie beim Auftragen der Salben, dass die Wirkstoffe nicht in die Augen, Schleimhäute oder offene Wunden gelangen. Waschen Sie sich am besten nach dem Auftragen die Hände, um die Übertragung auf andere Körperstellen zu vermeiden.
Quellen:
Dr. Birgit Scherzer: Gelenkschmerzen überwinden. Wie die Beweglichkeit erhalten bleiben kann. Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 41, Oktober 2016, S. 76-79.
Pharmazeutische Zeitung online am 23.11.2016