Der Anteil der Jugendlichen mit problematischer Computer- und Internetnutzung hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt. Präventions- und Hilfsprogramme sollen den Trend stoppen.
„5,8 Prozent aller Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren zeigen mittlerweile ein gestörtes Internet- oder Computerspielverhalten. Sie haben Schwierigkeiten, ihr Spiel zu kontrollieren und zeigen ‚Entzugserscheinungen‘ wie Aggressivität, Rückzug vom Alltag oder Depressionen“, warnt Marlene Mortler, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Sie nimmt die Eltern in die Pflicht: „Wer selbst beim Abendessen das Smartphone oder Tablet nicht mehr weglegt, ist den Kids gegenüber wenig glaubwürdig und vermittelt sicherlich keine gesunde Online/Offline-Balance.“
Jugendliche müssen früh im Umgang mit Medien geschult werden
„In der Prävention exzessiver Mediennutzung ist es entscheidend, Jugendliche frühzeitig im bewussten Umgang mit Medien zu schulen und auf die damit verbundenen Risiken aufmerksam zu machen, um negativen Folgen wie Kontrollverlust und Vereinsamung entgegen zu wirken“, betont Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dabei muss auch individuell auf unterschiedliche Abhängigkeitsrisiken eingegangen werden: So nutzen Jungen bevorzugt Computerspiele, während Mädchen ihre Zeit überwiegend in sozialen Netzwerken verbringen.
Hilfe wird eher im Internet als bei Beratungsstellen gesucht
Die LWL-Universitätsklinik Bochum bietet seit letztem Jahr den Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige (OASIS) an. Dieser wird laut Initiator Dr. Bert te Wildt rege genutzt: „Für Internetsüchtige ist die Hemmschwelle, sich im Netz selbst Hilfe zu holen, offenbar niedriger, als sich direkt an eine Beratungsstelle zu wenden. Mehr als 10.000 Nutzer haben bereits auf dem OASIS-Portal den Selbsttest gemacht, um herauszufinden, ob sie oder ein Angehöriger unter Internetsucht leiden. Das Internet birgt zwar eine Suchtgefahr, aber es kann andererseits auch sinnvoll therapeutisch nutzbar gemacht werden.“
Den OASIS-Selbsttest können Sie hier machen.
Quelle: BZgA