Künstliche Herzklappen sind anfällig für eine lebensbedrohliche Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis). Ein neues Verfahren, mit dem eine riskante Operation vermieden wird, soll nun erprobt werden.
Bei der Endokarditis besiedeln schädliche Bakterien in komplexen Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen (Biofilme) die Herzinnenhaut und die Herzklappen – besonders häufig künstliche. Unbehandelt kann eine solche Entzündung zu Herzschwäche oder einer Embolie führen, pro Jahr sterben dadurch etwa 1700 Menschen. Das Problem: Der herkömmliche Einsatz von Antibiotika zeigt sich häufig wirkungslos, sodass nur eine OP Rettung verspricht. Diese ist jedoch besonders bei alten und kranken Patienten sehr riskant und kommt daher nicht immer in Frage.
Berliner Forscher simulieren Endokarditis
Um alternative Therapien zu erproben, simulieren Berliner Wissenschaftler in einem Forschungsprojekt ein Modell der Endokarditis außerhalb des Körpers. „Damit werden Untersuchungen zu den Schutzmechanismen der Erreger und der Entstehung von Biofilmen möglich“, erklärt Dr. Alexander Lauten, Kardiologe an der Charité. „Somit können wir auch die Wirksamkeit der bisherigen Therapieverfahren nicht nur besser verstehen, sondern sie auch weiterentwickeln.“
Antibiotika sollen direkt am Herz abgegeben werden
Die Weiterentwicklung soll darin bestehen, ein Klappenimplantat mit einem Antibiotika-Reservoir zu entwickeln, das über einen Katheter eine punktgenaue und höher konzentrierte Abgabe des Wirkstoffes direkt am Infektionsherd zulässt. Dies würde eine aufwendige Operation, bei der die Herzklappe ausgetauscht und das infizierte Gewebe entfernt wird, in Zukunft unnötig machen. Die ersten Vorversuche des hochdotierten Projekts zum Therapieverfahren laufen derzeit.
Quelle: Deutsche Herzstiftung