Um den Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes entgegenzutreten, erobern immer mehr Diät-Trends den deutschen Markt. Doch wie gesund sind sie tatsächlich? Mediziner klären auf.
Low-Carb, Paleo, vegan – oder doch lieber Superfoods? Immer neue Ernährungskonzepte halten Einzug in die heimischen Küchen. An sich eine positive Entwicklung angesichts zunehmender Über- und Fehlernährung und damit zusammenhängenden Gesundheitsleiden in der Bevölkerung. Unklar ist vielen jedoch, worin sich die verschiedenen Diät-Konzepte unterscheiden und wie effektiv sie tatsächlich sind.
Low-Carb ist tendenziell empfehlenswert
Die Low-Carb-Diät zeichnet sich – wie der Name bereits andeutet – durch eine kohlenhydratarme Ernährung aus. Der Ernährungsmediziner Dr. Hans Hauner von der TU München empfiehlt die Ernährungsform: „Eine Senkung des Kohlenhydratanteils auf 30 bis 40 Prozent der Gesamtenergieaufnahme bei gleichzeitiger Erhöhung des Fett-und Proteinverzehrs schneidet in Einzelaspekten besser ab als die klassischen fettarmen, kohlenhydratreichen Ernährungsformen.“ Low Carb sei vor allem für Patienten mit Diabetes Typ 2 empfehlenswert.
Paleo-Diät nur teilweise empfehlenswert
Bei einem metabolischen Syndrom sollte die Kohlenhydratzufuhr nicht übermäßig eingeschränkt werden. Hier eignet sich eventuell eine Paleo-Diät, bei der vor allem Proteine zugeführt werden, aber auf Getreide- und Milchprodukte sowie auf verarbeitete Lebensmittel weitgehend verzichtet wird. Kleinere Studien zeigen tendenziell positive Effekte, wenn auch Hauner das Steinzeit-Konzept nicht völlig überzeugt. Die Paleo-Diät entspricht nicht den Nährstoffempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Vegane Ernährung und Superfoods sind kritisch zu betrachten
Vegane Kost, bei der auf alle tierischen Produkte verzichtet wird, beurteilt der Experte kritisch: „Die Ernährungs-Zusammensetzung ist dabei verhältnismäßig einseitig und erfordert gute Kenntnisse und Disziplin, um den Nährstoffbedarf des Menschen zu sichern.“ Schwierig gestalte sich vor allem die ausreichende Zufuhr an Vitamin B12 und Jod. Noch skeptischer sieht der Ernährungsmediziner die sogenannten Superfoods: „Diesen Produkten wird eine besonders hohe gesundheitsfördernde Wirkung zugesprochen – häufig werden sie jedoch einfach zu höheren Preisen verkauft als vergleichbare herkömmliche Lebensmittel“, erklärt Hauner. Zudem fehlen gute wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit der Produkte.
Die individuellen Diät-Bedürfnisse sollten Patienten stets mit ihrem Arzt abklären. Darüber hinaus betont Dr. Ulrich R. Fölsch von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin: „Die Ernährungsumstellung ist vor allem bei stark übergewichtigen Menschen nur Teil eines umfassenden Konzepts, das auch einen Bewegungsplan und bei Bedarf psychische Beratung einbezieht.“
Quelle: DGIM