Schulangst kann sich in körperlichen Beschwerden äußern, etwa Übelkeit oder Schmerzen. Betroffene Kinder und ihre Eltern bringen diese Symptome meist nicht mit Sorgen vor der Schule in Zusammenhang.
Der Gang zur Schule ist für manche Kinder mit großer Angst verbunden. Mögliche Ursachen sind die Sorge vor unerfüllbaren Leistungsanforderungen, Teilleistungsschwächen wie die Lese-Rechtschreibstörung oder soziale Angst, die mit ausgeprägter Scheu vor sozialen Kontakten einhergeht. Schulangst tritt häufiger auf, wenn Schulwechsel oder neue Schulsituationen anstehen. Das betrifft vor allem die Altersgruppen der 6-Jährigen (Einschulung) und 10- bis 11-Jährigen (Wechsel in höhere Schule).
Frühe Hilfe verhindert chronische Angststörung
„Ängstliches Verhalten äußert sich beispielsweise so, dass sich das Kind am Morgen nicht anziehen will, lustlos wirkt oder auch sehr trödelt und den Wunsch hat, nicht zur Schule zu gehen“, erläutert Dr. Ingo Spitczok von Brisinski vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland (BKJPP). Neben Vermeidungsverhalten können betroffene Kinder auch körperliche Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen entwickeln. „Dabei täuschen die Kinder diese Schmerzen in der Regel nicht vor, sondern empfinden sie tatsächlich. Seelische Aufregung kann sich durchaus in organischen Beschwerden wie Schmerzen zeigen“, betont der Experte. Bei schwereren Fällen kann eine Angststörung chronisch werden und sich tief in die Persönlichkeitsstruktur einprägen. Daher ist es wichtig, den Kindern früh zu helfen, die Auslöser der Angst zu identifizieren und gegenzusteuern.
Ursachenklärung und Hilfsmaßnahmen wichtig
Bei leichten Formen der Schulangst reicht oft ein Beratungsgespräch mit den Eltern aus, damit sie ihr Kind besser unterstützen können und mehr Sicherheit im Umgang mit der schwierigen Situation bekommen. Liegt eine schwere Schulangst vor, kann eine längerfristige Therapie nötig sein, bis hin zur stationären Aufnahme des Kindes. Um eine schulische Überforderung auszuschließen, ist eine Leistungs- und Intelligenzdiagnostik beim Kinder- und Jugendpsychiater anzuraten, empfehlen die Fachärzte vom BKJPP. „Sollten Kinder mit dem Unterrichtsstoff nicht zurechtkommen, sind Nachhilfe oder außerschulische Lerntherapie Optionen – in schwierigen Fällen sollte über einen Klassen- oder Schulwechsel nachgedacht werden“, rät Dr. Spitczok von Brisinski. Liegen soziale Ängste vor, lassen sich diese durch positive soziale Erfahrungen schrittweise und behutsam abbauen. „Zur Förderung von Selbstwert, Kontaktfähigkeit, sozialen Kompetenzen und der Frustrationstoleranz kann dann eine kognitive Verhaltenstherapie oder ein Gruppentraining sozialer Kompetenzen empfohlen werden“, berichtet der Kinder- und Jugendpsychiater.
Quelle: Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP)