Mütterlicher Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigen. Am stärksten geschädigt wird das Gehirn. Verhaltensauffälligkeiten und kognitive Einschränkungen sind die Folgen.
Alkoholbedingte Einflüsse auf die Entwicklung eines ungeborenen Kindes werden als „Fetale Alkohol-Spektrum-Störungen“ (FASD) zusammengefasst. Das Ausmaß der Behinderungen und Einschränkungen variiert und lässt sich in vielen Fällen oft nur schwer erfassen. Insgesamt sind geistige Entwicklungsstörungen viel häufiger als körperliche Auffälligkeiten wie Gesichtsfehlbildungen, Kleinwuchs oder Untergewicht. Denn das Gehirn des Babys reagiert auf Alkohol am empfindlichsten. Betroffene Kinder können in vielen Bereichen beeinträchtigt sein: zum Beispiel in der Konzentration, Motorik und Sprache, Intelligenz oder beim Lernen.
Betroffene Kinder können Konsequenzen schlecht einschätzen
„Typischerweise leiden die Kinder unter motorischer Unruhe, Nervosität, teils auch Schreckhaftigkeit. Sie neigen zu einem ungehemmten Sozialverhalten, reagieren schnell frustriert und erleben schwer kontrollierbare Stimmungen“, berichtet Dr. Ingo Spitczok von Brisinski vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland (BKJPP) mit Sitz in Mainz. „Die Kinder können die Risiken des eigenen Verhaltens oft nicht einschätzen und lernen selbst kaum aus schlechten Erfahrungen. Im Alltag vergessen sie immer wieder zuvor Gelerntes beziehungsweise Eingeübtes. Oft sind sie unbefangen, haben ein geringes Distanzgefühl und auch kein natürliches Misstrauen oder Gefahrenbewusstsein. Das birgt ein Risiko, dass die Kinder wiederholt in Situationen geraten, deren Konsequenzen sie für sich und andere nicht verstehen.“
Frühe Therapie verbessert Zukunftsperspektive
Um negative Folgen wie soziale Konflikte, unbeabsichtigte Straftaten oder Manipulationen abzuwenden, ist eine möglichst frühzeitige Hilfe wichtig. „Verschiedene Fördermaßnahmen und Therapien können den betroffenen Kindern helfen, ihre Impulsivität, Aggressionen oder Stimmungsschwankungen positiv zu beeinflussen“, erklärt der Kinder- und Jugendpsychiater. „Neben verhaltenstherapeutischen Maßnahmen sind in der Frühförderung oftmals auch bewegungs- und sprachtherapeutische Hilfen wichtig.“ Manchmal sind auch Medikamente hilfreich. Betroffene und Angehörige finden weitere Informationen und Ansprechpartner unter:
Quelle: Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland