Bei einer Depression verschreiben Ärzte häufig Antidepressiva. Doch die Medikamente helfen nicht immer sonderlich gut. Neue Erkenntnisse zum Wirkmechanismus im Gehirn könnten dies ändern.
Gegen Depressionen sowie teilweise auch andere psychische Erkrankungen wie Angststörungen haben sich selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) als vergleichsweise effektiv erwiesen. Sie verlängern die Dauer eines Übertragungssignals zwischen zwei Nervenzellen, indem der als Signal dienende Neurotransmitter Serotonin erst verspätet wieder von den ausschüttenden Nervenzellen aufgenommen wird. Wo genau im Gehirn diese Prozesse stattfinden, ist jedoch bislang nicht geklärt.
Nervenzellen identifiziert, an denen Antidepressiva wirken
Forscher der New Yorker Rockefeller-Universität haben nun eine Gruppe an Nervenzellen in einem Teil der Gehirnstruktur Hippocampus identifiziert, auf die SSRI offenbar wirken. „Wir konnten zeigen, dass ein Rezeptortyp namens 5-HT2A wichtig ist für die langfristigen Effekte von SSRI, während ein anderer, 5-HT1B, den Beginn der Wirkung vermittelt“, erklärt Yotam Sagi, einer der beteiligten Forscher. In Experimenten zeigte sich bei der Hemmung dieser spezifischen Nervenzellen ein ähnlicher neuronaler Wirkmechanismus wie bei der Gabe von SSRI – ganz ohne Medikament.
Weniger Nebenwirkungen und schnellerer Wirkungseintritt
Die neuen Befunde könnten zur Entwicklung besser wirkender Antidepressiva führen, die zudem den beiden größten Problemen der etablierten Mittel vorbeugen: Zum einen ließen sich häufige Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit und verringerte Libido reduzieren. Zum anderen würde es nicht mehr mehrere Wochen dauern, bis die Wirkung der Medikamente einsetzt – gerade in Fällen einer schweren Depression eine quälend lange Zeit.
Quelle: Rockefeller-Universität