600.000 Abhängige, dazu 2,5 Millionen problematische Nutzer: Der Umgang mit digitalen Medien wie dem Internet fällt vielen jungen Menschen schwer. Eine neue Studie zeigt jetzt das Ausmaß der Gefahr auf.
Digitale Medien wie Smartphone oder Tablet sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das gilt offenbar bereits für die Jüngsten in unserer Gesellschaft. Eine neue Studie unter Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten Marlene Mortler zeigt: Der frühe Eintritt in die digitale Welt geht mit teils erheblichen Entwicklungsstörungen einher. Dafür wurden Eltern und Kinder zum Umgang mit digitalen Medien befragt und die körperliche und psychosoziale Entwicklung der Kinder dokumentiert.
Sprachentwicklungs- und Konzentrationsstörungen bei Kleinkindern
Bereits Säuglinge können laut der Ergebnisse indirekt am Medienkonsum leiden – wenn die Mutter diese während der Baby-Betreuung nutzt. Folge sind Fütter- und Einschlafstörungen, die Forscher vermuten gar eine Bindungsstörung. Bei Kleinkindern kann eine zu häufige Beschäftigung mit den digitalen Bildschirmen Sprachentwicklungsstörungen nach sich ziehen. Dazu kommen Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen, die auch im Grundschulalter anhalten. Die Forscher schließen daraus: Wer nicht frühzeitig eine digitale Medienkompetenz erlernt, kann seinen Umgang mit Smartphone, Tablet und Co. später schlechter regulieren.
Drogenbeauftragte fordert mehr „digitale Fürsorge“
Die Drogenbeauftragte Mortler sieht die Studie als „absolutes Novum“: „Sie zeigt, welche gesundheitlichen Folgen Kinder erleiden können, wenn sie im digitalen Kosmos in der Entwicklung eigener Medienkompetenz alleingelassen werden, ohne die Hilfe von Eltern, Pädagogen sowie Kinder- und Jugendärzten. Für mich ist ganz klar: Wir müssen die gesundheitlichen Risiken der Digitalisierung ernst nehmen. Es ist dringend notwendig, Eltern beim Thema Mediennutzung Orientierung zu geben. Kleinkinder brauchen kein Smartphone. Sie müssen erst einmal lernen, mit beiden Beinen sicher im realen Leben zu stehen. Unter dem Strich ist es höchste Zeit für mehr digitale Fürsorge – durch die Eltern, durch Schulen und Bildungseinrichtungen, aber natürlich auch durch die Politik.“
Quelle: Kinderärzte im Netz